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10. Februar 2015

GRENKE Chess Classic 2015 – spannend bis zum Schluss

Erst in der 5. und letzten Tiebreak-Partie entschied Weltmeister Magnus Carlsen die diesjährige GRENKE Chess Classic für sich. Nach Gleichstand mit Lokalmatador Arkadij Naiditsch im 8er-Turnier der weltbesten Spieler musste der Tiebreak entscheidet. Die zunächst angesetzten zwei Schnellschachpartien endeten jeweils mit Siegen. Zunächst holte der Norweger mit Weiß den Punkt, dann der Baden-Badener bei getauschten Farben. Auch in der ersten Blitzpartie hatte Carlsen Weiß. Die Partie endete jedoch wie auch die zweite Blitzpartie unentschieden. Somit entschied eine Armageddon-Partie entscheiden (Weiß 6 Minuten, Schwarz 5 Minuten, Weiß muss für den Turniergewinn siegen, Schwarz reicht ein Unentschieden).  (Markus Keller)

Und erneut entschied das Los auf Weiß für den Weltmeister. In der allerletzten Partie konnte Magnus Carlsen dann den verdient Zweiten des Turnieres, Arkadij Naiditsch, in der Sizilianischen Verteidigung schlagen.
Ein herzliches Dankeschön an beide Spieler für diesen tollen Zweikampf beim zweitbestbesetzten Turnier aller Zeiten in Deutschland!
Und Gratulation an Magnus Carlsen zu seinem ersten Titelgewinn bei den GRENKE Chess Classics in Baden-Baden!

Zum Verlauf des 7. Tages berichtet Georgios Souleidis auf der Homepage des Kategorie-20-Turnieres wie folgt:

Der letzte Tag bei der GRENKE Chess Classic war an Dramatik nicht zu überbieten. Alle Akteure kämpften bis zum Umfallen und es entwickelten sich die nach Zügen sowie Zeit längsten Partien im Turnier. Als ob das nicht genug wäre, gab es im Anschluss noch einen Tiebreak um den Turniersieg. Hier setzte sich Magnus Carlsen gegen Arkadij Naiditsch erst nach jeweils zwei Schnellschach- und Blitzpartien in einer Armageddon-Partie durch. Die Akteure waren zu diesem Zeitpunkt neun Stunden im Einsatz. Dass es überhaupt zum Tiebreak kam, lag an der Tatsache, dass Magnus Carlsen und Arkadij Naiditsch ihre Siegchancen in der 7. Runde liegen ließen.

Magnus Carlsen und Arkadij Naiditsch, die im Laufe des Turniers das Tempo vorgaben, setzten auch zum Abschluss Akzente. Der Weltmeister aus Norwegen erspielte sich eine Gewinnstellung gegen Etienne Bacrot, gab den Vorteil aber wieder aus der Hand und musste sich mit einem Remis begnügen. Mit dem gleichen Ergebnis entließ Arkadij Naiditsch seinen Kontrahenten Levon Aronian, nachdem er die ganze Partie Vorteil besaß. Michael Adams kam nach über sechs Stunden und 89 Zügen zum Sieg gegen Viswanathan Anand. Fast sieben Stunden dauerte der Kampf zwischen David Baramidze und Fabiano Caruana. Am Ende teilten sich die Spieler die Punkte.

Magnus Carlsen eröffnete gegen Etienne Bacrot mit einem Damenbauernspiel.

In der Eröffnung verbrauchte der 32-jährige Franzose viel Zeit, die ihm im Mittelspiel fehlte. Der 24-jährige Weltmeister hatte mit zwei starken Springern und einen weit vorgerückten a-Bauern klaren Vorteil. „Ich war sicher, dass ich auf Gewinn stehe“, meinte Carlsen im Anschluss, doch in Zeitnot seines Gegners ließ er einen Konter zu, der plötzlich zu einem Dauerschach führte.

Arkadij Naiditsch zeigte sich hervorragend präpariert gegen Levon Aronian.

Im schottischen Vierspringerspiel diskutierten die Kontrahenten eine brandaktuelle Variante. Die deutsche Nr. 1 erspielte sich Vorteil durch die größere Zentrumsbeherrschung. Es entstand ein Turmendspiel, in dem Naiditsch die bessere Bauernstruktur besaß. Aronian verteidigte sich aber sehr zäh und schaffte es haarscharf die Niederlage zu verhindern. „Er hat gut gespielt und ich habe schlecht gespielt“, fasst Aronian das Geschehen im Anschluss zusammen.

Michael Adams besiegte Viswanathan Anand.

In einer Hauptvariante der Katalanischen Eröffnung spulten die Großmeister ihre Züge zu Beginn locker runter. Im Mittelspiel tauschten sie alle Leichtfiguren und die Dame ab, so dass sie ein Doppelturmendspiel erreichten. Hier sah alles nach einem schnellen Remis aus, doch Adams schaffte es in ein Turmendspiel abzuwickeln, das ihm plötzlich Gewinnchancen bot. „Mickey“ verbesserte nach und nach seine Stellung, eroberte den gegnerischen h-Bauern und setzte seinen eigenen h-Bauern in Gang. Dieser erwies sich nach einem Blackout von Vishy als entscheidend und der Inder gab nach weit über sechs Stunden Spielzeit auf.

David Baramidze und Fabiano Caruana spielten eine wahre Mammutpartie.

Der 22-jährige Italiener versuchte mit Schwarz fast sieben Stunden zu gewinnen, um mit Carlsen und Naiditsch in der Tabelle gleich zu ziehen und den Tiebreak zu erreichen. Letztendlich konnte Baramidze aber nach einer wahren Achterbahnfahrt das Remis sichern. Am Ende standen nur noch die nackten Könige auf dem Brett.
Nach der regulären 7. Runde musste der Tiebreak über den Turniersieg entscheiden.

Zahlreiche Zuschauer harrten noch im LA8 aus und wurden nicht enttäuscht. Carlsen und Naiditsch boten ein Spektakel vom Feinsten. In der ersten Schnellschachpartie setzte sich der Weltmeister durch und sah in der zweiten Partie schon wie der Sieger aus. Doch Naiditsch verteidigte sich gegen einen Königsflügelangriff stark und schlug in beiderseitiger Zeitnot zurück. In den zwei folgenden Blitzpartien egalisierten sich die Gegner und beide endeten remis. Es ging über die volle Distanz und eine Armageddon-Partie musste über den Sieger entscheiden. Carlsen zog in der Auslosung die weißen Steine und musste dementsprechend gewinnen. In einer Sizilianischen Partie gab er eine Qualität für schönes Figurenspiel und beendete die Partie mit einer Hatz auf den den schwarzen König. Ein fantastisches Finale eines tollen Turniers.

Wolfgang Grenke, der als Vertreter des Sponsors GRENKELEASING AG, die Siegerehrung durchführte, bedankte sich bei allen Spielern für ihren vorbildlichen Einsatz und insbesondere für die sehr dramatische und an vielen Höhepunkten reiche letzte Runde. „Es war ein Kindheitstraum, dieses Turnier auszurichten“, äußerte sich Grenke, der während des Turniers häufig zu Gast war und die Partien interessiert verfolgte.
Die GRENKE Chess Classic 2015 war ein voller Erfolg. Eines der stärksten Turniere, das jemals in Deutschland stattfand, lockte täglich zahlreiche Zuschauer nach Baden-Baden. Insbesondere am Wochenende platzte das LA8 aus allen Nähten. Sportlich erfüllten die Teilnehmer alle Erwartungen. Sie verzichteten auf kurze Remisen und es gab viele hochklassige Partien zu bewundern. Aus deutscher Sicht ist das Abschneiden von Arkadij Naiditsch hervorzuheben, der um den Turniersieg mitspielte und mit seinem Sieg gegen Magnus Carlsen ein Mal mehr zeigte, dass er auch die besten Spieler der Welt schlagen kann. Der Weltmeister zeigte seine außerordentliche Klasse, indem er nach der Niederlage gegen die deutsche Nr. 1 zurückschlug und das Turnier letztendlich gewann.
Der Turnierdirektor, Sven Noppes, zog eine positive Bilanz:“Wir sind sehr zufrieden mit der Resonanz und dem Verlauf der GRENKE Chess Classic. Es war ein sehr spannendes Turnier mit vielen Highlights. Wir werden in aller Ruhe die Veranstaltung bilanzieren und zu gegebener Zeit unsere Pläne für die Zukunft bekanntgeben.“ (Georgios Souleidis – eingestellt von MK)